Mitten in Leipzigs Zentrum von findest du die Nikolaikirche. Sie hat Leipzigs Geschichte tief geprägt, denn sie wurde 1989 zum Ausgangspunkt der Friedlichen Revolution. Heute ist sie immer noch eine aktive Kirche, aber auch ein Ort des Gedenkens und der Begegnung. Wenn du durch das hohe Hauptportal trittst, überrascht dich der lichtdurchflutete Innenraum mit seiner fast pastellfarbenen Gestaltung.

Die Geschichte der Nikolaikirche beginnt um 1165, als Leipzig zur Stadt erhoben wurde. Schon damals war die Kirche ein religiöser Mittelpunkt. Später kamen Umbauten hinzu, vor allem im 18. Jahrhundert durch Johann Carl Friedrich Dauthe. Er gestaltete das Innere in einem klaren, frühklassizistischen Stil – mit charakteristischen Palmensäulen und einer hellen Farbgebung.

Berühmt wurde die Nikolaikirche durch die Montagsgebete in den 1980er Jahren. Was als kleines Friedensgebet begann, entwickelte sich zum Anlaufpunkt für Tausende. Die Demonstrationen, die hier ihren Ursprung hatten, leiteten letztlich das Ende der DDR ein. Das macht diesen Ort zu einem Symbol für Zivilcourage und friedlichen Protest – weit über Leipzig hinaus.

Auch musikalisch ist die Kirche bedeutend. Johann Sebastian Bach wirkte hier zeitweise als Musikdirektor. Regelmäßig finden Orgelkonzerte, Passionsmusiken und Kantatenaufführungen statt – vor allem während des Bachfests im Juni. Die berühmte Ladegast-Eule-Orgel zählt zu den klangvollsten in Mitteldeutschland.

Nur wenige Meter entfernt liegt der Nikolaikirchhof mit dem Erinnerungsdenkmal von Andreas Stötzner. Auch das Alte Rathaus, das Zeitgeschichtliche Forum oder die Mädlerpassage erreichst du in wenigen Minuten zu Fuß – perfekt für eine kurze Runde durch Leipzigs Innenstadt.

Geheimtipp: Setz dich für ein paar Minuten ganz still in eine der hinteren Bankreihen. Dort hörst du nicht nur die Orgel, sondern auch das leise Knarzen des historischen Gestühls – ein ganz eigener Klangraum.

1. Die Nikolaikirche war ursprünglich eine romanische Basilika – das heutige Aussehen entstand erst im 18. Jahrhundert.
2. Die berühmten Palmensäulen im Inneren sind aus Holz, sehen aber wie Stein aus.
3. Die Kirche wurde 1989 rund um die Uhr von der Stasi observiert.
4. Bis 1539 war die Nikolaikirche katholisch – erst dann wurde sie evangelisch-lutherisch.
5. Die Turmspitze ist 63 Meter hoch – von außen wirkt die Kirche trotzdem eher zurückhaltend.
6. Jeden Montag um 17 Uhr findet noch heute ein Friedensgebet statt.
7. Die Ladegast-Orgel stammt aus dem Jahr 1862 und wurde mehrfach erweitert.
8. Während der DDR-Zeit war die Kirche ein Raum für regimekritische Literaturlesungen.
9. Die vier großen Glocken wurden 1964 neu gegossen – sie ersetzen im Krieg eingeschmolzene Originale.
10. Die Kirche besitzt keine Turmuhr – eine Seltenheit für so ein zentrales Gotteshaus.

Die Nikolaikirche spricht besonders geschichts- und kulturinteressierte Erwachsene an, die sich für politische Entwicklungen, Kirchenraum oder klassische Musik interessieren. Jugendliche finden hier einen authentischen Zugang zur jüngeren deutschen Geschichte – vor allem durch die klare Verbindung zur Friedlichen Revolution. Für Kinder ist die Kirche weniger interaktiv, aber bei speziellen Führungen oder im Rahmen von Projekttagen kann sie gut eingebunden werden. Ruhesuchende oder spirituell Interessierte nutzen die Kirche gern als Rückzugsort mitten in der Stadt.

Was kostet der Eintritt zur Nikolaikirche Leipzig?

 

Tipp: Manche Orgelkonzerte sind „auf Spendenbasis“ – einfach spontan reinsitzen und mitgeben, was du kannst oder willst.

Wann hat die Nikolaikirche geöffnet?

Die Nikolaikirche ist mehr als ein religiöser Bau. Sie zeigt dir, wie aus einer lokalen Bewegung eine große gesellschaftliche Veränderung entstehen kann. Wenn du Leipzig verstehen willst, solltest du hier anfangen. Nicht mit der Kamera vor dem Gesicht, sondern mit offenen Augen und Ohren. Ob Musik, Gebet oder stilles Innehalten – dieser Ort ist kein Denkmal im üblichen Sinn, sondern lebendige Geschichte.